46. Bergwanderung des TSV Gaiberg zum Hochganghaus in der Texelgruppe in Südtirol


Wie viel Liter Heizöl gerechnet als Energiemenge würde ein Mann von ca. 100 kg Körpergewicht verbraucht haben, wenn er in den Bergen einen 2-stündigen Aufstieg von ca. 1000 Höhenmeter hinter sich gebracht hat?

Diese und viele anderen Themen wie z. B. die Landschaft im Etschtal, Waldzustand im Klimawandel, Verpflegung und Unterkunft auf den Hütten und Almen, das Zusammenleben und die Begegnung mit Menschen in den Bergen, die bemerkenswerte Schönheit des Meraner Höhenweges, die Sicherheit und das Verhalten jedes Einzelnen im Klettersteig und andere Themen wurden bei der diesjährigen 46 zigsten Bergwanderung des TSV Gaiberg diskutiert, fachgerecht eingeordnet und beurteilt.

Am Freitag, den 08.09.2023 morgens um 4:00 Uhr (Guten Morgäähn) war es wieder so weit. Unser Busfahrer Dominik von der Fa. Jahnke in Hockenheim sammelte in Gaiberg, Gauangelloch, Bammental und Sinsheim, später dann noch in Berkheim, 25 Bergkameraden ein. Nach einer langen Fahrt auf den bundesdeutschen Autobahnen nach Reutte, an der Zugspitze vorbei über den Fernpass, den Reschenpass und am Reschensee vorbei (entweder haben sie den Grauner Kirchturm höher gebaut, oder es fehlt deutlich Wasser) durch das wunderschöne Etschtal mit Sicht auf den schneebedeckten König Ortler (3905 m) gelangten wir am späten Nachmittag an unser Ziel, Vertigen bei Partschins (626 m). Das Gepäck von der kleinen Sporttasche bis hin zum 30 kg Koffer wurden mit dem Taxi und der Materialseilbahn zum Hochganghaus (1839 m) befördert. Verantwortlich hierfür waren Gerold und Jürgen, die dann auch das Vergnügen hatten, den direkten Aufstieg von 1236 Höhenmeter zum Hochganghaus in 2,5 h zu erwandern. Der Rest der Gruppe musste den Höhenunterschied mit dem Rucksack auf dem Bauch erst im Einersessellift und dann mit dem einzigartigen Korblift zur Leiteralm (1550 m) bewältigen.

Ausgemergelt und zsam`schafft von den Strapazen dieses abenteuerlichen Personentransports schmeckte auf der Leiteralm das „erste“ Bier bei herrlichem Wetter und ebensolcher Aussicht auf das Meraner Becken. Die Kalorien dieses isotonischen Getränks brachten die Energie für die anstehende 1,5 h Wanderung und Bewältigung von weiteren 260 Höhenmetern und einer 50 m langen Seilbrücke auf dem Meraner Höhenweg zum Hochganghaus. Für einen Bergkameraden war es besonders herausfordert. Durch widrige und unbeabsichtigte Umstände wurden seine Bergschuhe mit dem Gepäck transportiert, er durfte die Strecke mit FlipFlops erkunden.

Untergebracht waren wir in zwei Zimmern mit jeweils 14 teilweise Etagen - Betten. Einige Bergkameraden schliefen in der obere „Bettetage“ – blieb zu hoffen, dass keiner den Flugschein B (wie Bett) macht und sich beim ungeordneten Abstieg ernsthaft verletzt.

„Moi Supp´n moag i ham“ – das war das Signal an die Küche, das Abendessen zu servieren. Nach einer kräftigen Nudelsuppe, einem Salat und einer deftigen Pasta wurde es in der Hütte langsam ruhiger. Als dann aber die großen gusseisernen Pfannen mit dem Kaiserschmarrn auf die Tischmitte kamen, kehrte wieder Leben in die Truppe und das Gestochere mit Gabeln als auch Löffeln ging los. Am Ende gingen die Pfannen wie geleckt wieder vom Tisch. Es stellte sich die Frage, ob sie überhaupt gespült werden mussten.

Das Ereignis des Tages musste noch gefeiert werden, der 83 zigste Geburtstag unseres fast ältesten Bergkameraden, Horst. Männi entlockte seiner zartbesaiteten Mary fröhliche Akkorde und die verteilten Liedblätter sorgten für die Textsicherheit, sodass nicht nur das Geburtstagsständchen „wohlklingend“ war.

Nach einer teilweise lauten Nacht, einige Bergkameraden mussten den einen oder anderen Ster Holz sägen, ging es zeitig an den Frühstückstisch. Der Wetterbericht sagte einen sonnigen warmen Tag voraus. Nach und nach erfolgte der Abmarsch der verschiedenen Gruppen auf den Meraner Höhenweg (Nr. 24) Richtung Tablander Alm und weiter zur Nasereithütte. Die Leistungsgruppe machte sich nach einer Stärkung auf der Nasereithütte auf zum naheliegenden Zielklettersteig. Nackter Fels, Schwierigkeitsstufe A/B, wenig C und Sonne pur verlangten den Kameraden schon einige Körner ab, sodass danach der Apfelstrudel in der Nasereithütte absolut berechtigt und notwendig war. Eine weitere Gruppe wanderte ganz im Schatten des Waldes gemütlich zurück zu Franzi, der Sennerin der Tablander Alm. Dort traf man sich mit den „Honoratioren“. Franzi servierte neben verschieden Jausen auch Hopfenblütentee, Buttermilch und vergorenen Traubensaft sowie selbst gemachte Brennnessel-Rosmarin- und Wildthymianlimonaden. Das gemütliche Beisammensein und die gesunde Lebensweise waren garantiert, der Rückweg fiel schwer.

Der Nachtisch nach dem Abendessen war dann ein besonderes Highlight. Alex, dem Jungwirt des Hochganghauses, machte es besonderen Spaß, uns Schwarzplentn-Riebl (Teig aus Milch, „geheimen Zutaten“ und Buchweizengries) in einer gusseisernen Pfanne über offenem Holzfeuer zuzubereiten. Besonders lecker schmeckt dieses regionale Gericht zusammen mit Preiselbeermarmelade, wenn es bei Nacht und barfuß im Freien zubereitet wird. Wie beim Kaiserschmarrn am Vorabend sorgte das gemeinsame Essen für Spaß und auch Sättigung.

Nach einer ruhigen Nacht (die Jungs waren nicht nur müde…) ging es auch am Sonntagmorgen wieder früh zur Sache. Die Hochgangscharte (2455 m) mit der Rötelspitze (2625) und den Spronser Seen (ca. 2100 bis 2600 m, die größte hochalpine Seenplatte der Ostalpen) war angesagt. Diese atem(be)raubende Wanderung hinterließ bei jedem Bergkameraden bleibende Erinnerungen. (Kann man googeln). Auch hier trennte man sich auf. Während die einen den grandiosen Ausblick von Gipfelkreuz der großen Rötelspitze genossen, wanderten die anderen an den Spronser Seen entlang und fütterten die Forellen, Saiblinge und andere Salmoniden. Auf der Oberkaser Alm (2135 m) traf man sich zur Mittagszeit wieder. Wer glaubte, das Meiste sei getan, hatte sich zu früh gefreut. Nach einem kurzen Abstieg stieg der Weg nochmals kräftig an zur Taufenscharte (2203 m), um dann in gefühlt unzähligen Kehren wieder steil zur Kuhalm (1835m) abzufallen. Die Gipfel(stürmer)sammler nahmen von der Taufenscharte aus noch die Mutspitze (2231 m) mit.

Was passiert, wenn bei einem steilen Abstieg in den Kehren ein Stein mit einer Kantenlänge von ca. 20 cm sich löst und zu Tale poltert, haben wir und eine Gruppe unter uns laufender italienischer Wanderer*innen hautnah miterlebt. Von einem auf den anderen Augenblick besteht akute Lebensgefahr! Gott sei Dank hat dieses Geschoss auf seinem unberechenbaren Weg ins Tal niemanden getroffen.

Entsprechend müde und durstig kamen wir auf der Kuhalm an. Der Senner machte, obwohl das Bier nicht ganz so kalt war, in Kürze seinen Tagesumsatz. Vermutlich aus Dank überließ er uns zwei Schnapsflaschen gefüllt mit Heu- und Zirbelschnaps, was natürlich eine Spende und viel Freude zur Folge hatte. Der Heimweg führte uns über eine abenteuerliche Abkürzung wieder pünktlich zurück zum Hochganghaus. Nach dem Abendessen und einem zünftigen Hüttenabend bei Wein, ….., Bier und Gesang neigten sich unsere diesjährigen Wandertage wieder dem Ende zu.

Nach dem Frühstück und dem Gruppenfoto ging es noch an den Abstieg. Auch hier teilte sich die Gruppe wieder auf. Die Gepäckbeauftragten machten sich frühzeitig an den Abstieg. Horst und Wolfgang mussten mit der Gondel der Materialseilbahn ins Tal fahren. Spätestens jetzt zeigte es sich, was es bedeutet, wenn man in der Bergwelt mit viel Gepäck (30 kg „Überseekoffer“) hantieren muss. Da half nur ziehen, schieben, tragen und am Ende doch nur noch rohe Gewalt, bis die Türe der Bahn geschlossen war. Ohne Pause (man sollte es nicht glauben) machten sich die restlichen 21 Bergkameraden auf zur Leiteralm, an der wir den Bergkameraden Thomas verabschiedeten und von dort weiter mit den historischen Seilbahnen zu Busparkplatz gondelten.

Nach einer ca. 10-stündigen Busfahrt inclusive aller gesetzlichen Pausen kamen wir alle unversehrt wieder in der Heimat an. An dieser Stelle noch mal ein Dank an unseren Busfahrer Dominik, der sich nicht nur am Berg bewiesen hat, sondern auch den Bus souverän über die Straßen lenkte.

Abschließend bleiben noch zwei Fragen zu beantworten:

  1. Wo gibt es die beste Buttermilch?
    Otto entwickelte sich während dieser Zeit zum Buttermilchexperten, nur er kann sagen, auf welcher Alm bzw. Hütte es die beste Buttermilch gibt. Vermutlich wird er demnächst einen Gourmetführer für die Alpen schreiben.

  2. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage:
    Wie Bergkamerad Lothar überschlägig errechnete, entspricht die Energie die der ca. 100 kg Mann verbraucht ungefähr 20 ml (entspricht einem Schnapsglas!!!) oder 0,020 Liter Heizöl. Vermutlich wird dieser Mann währenddessen mehr Schweiß verdunsten. Ob das viel oder wenig ist, soll jeder für sich entscheiden.

 Wir konnten endlich wieder mal einige sehr schöne Tage in den Alpen verbringen, die Lust nach mehr davon war deutlich zu spüren!